Bevor jemand fragt: Nein, es sind nicht die grünen Früchte aus China gemeint, mit deren Export sich Neuseeland einen Namen gemacht hat, sondern sie wuscheligen, flugunfähigen Vögel, die die Insel bevölkern. Da diese leider nur nachts unterwegs sind und ein Besuch einer "Kiwi-Farm" mir zu blöd war, habe ich leider bei meiner 6wöchigen Reise durch das Land keinen einzigen der Vögel gesehen, die auch den Bewohnern Neuseelands ihren Namen geben...naja, mich hätte der Kakapo (nicht nur, aber vor allem wegen seines tollen Namens) sowieso mehr interessiert. Aber auch dieser endemische Vogel ist nur noch in einer Zahl von 200 Exemplaren auf einer kleinen, unter Naturschutz gestellten Insel zu finden...keine Chance also, aber auch gut so.

Sonstige Tiere, die man so noch nie gesehen hatte, sind einem trotzdem jeden Tag vor die Füße gerannt. Und nach meinem Besuch im Te Papa Museum in Wellington (äußerst empfehlenswert) kannte ich sogar ihren Namen.

Die vielfältige Natur hier hat mich immer wieder beeindruckt.

In den ersten zwei Wochen auf der Südinsel standen Nora und ich in kurzen Abständen immer wieder vor tollen Panoramas, die an Schweizer Bergseen, norwegische Fjorde oder irische Küsten erinnert haben. Auf der Nordinsel änderte sich das Bild in eine subtropische und vor allem von Vulkanismus bestimmte Landschaft. Ein Traum für jede Geogrääääphin.

Nach den 2 Wochen im Campervan auf der Südinsel konnte ich schließlich bei der Überfahrt meine Jacke endgültig im Reiserucksack vergraben und habe beim Kauf meines einwandigen Pop-up Zelts volles Risiko auf Sommerwetter gesetzt. Ich wurde nicht enttäuscht. Warme Temperaturen und kein Regen lassen Campen einen größeren Spaß werden. Die 3,5 Wochen bin ich dann 2300 km in einem kleinen Flitzer über die Nordinsel gecruist und habe überall Stopp gemacht, wo es schön war (also sehr häufig). Viele schöne Wanderungen haben das Budget hier klein gehalten und wenn mir mal nicht nach Wandern war, haben die Strände auch einiges hergegeben...

Da ich nun alleine unterwegs war, kam ich umso schneller mit anderen Reisenden und auch Locals ins Gespräch und habe einiges über die Kultur und Lebensweise hier gelernt, auch die Problematik der Massen an Touristen, die von den Einheimischen mit Argwohn betrachtet werden. Das Department of Conservation kümmert sich um die Einhaltung von Camping Regelungen und lässt sich dabei von uns bei der Einreise bezahlen. Ein Betrag, den ich gerne gegeben habe, denn das führte auch dazu, dass eigentlich jede! öffentliche Toilette auf der Reise sauber war. Die nächstgelegene konnte man immer auf den Apps Campermate oder Wikicamps ausfindig machen. Hierzu aber eine Kuriosität, die ich bisher in keinem anderen Land erlebt habe: Im hochindustrialisierten Neuseeland sind die Waschbecken seltenst mit Mischbatterien ausgestattet, nein, es gibt noch nicht mal einen Hahn, an dem man rechts kaltes und links warmes Wasser aufdrehen kann. Es gibt einfach in jedem Waschbecken 2 Wasserhähne, rechts ein kalter, links einer, aus dem fast kochendes Wasser herauskommt, sodass sich das morgendliche Gesichtwaschen als Mischung aus Verbrühung und Ice Bucket Challenge entpuppte...naja, mit der Zeit kriegt man den Dreh raus....vielleicht sollte mal jemand den Kiwis nen Tipp geben,dass es heutzutage auch andere Lösungen gibt.


Die Maori Kultur empfinde ich hier präsenter als noch die der Aborigines in Australien, immerhin haben viele Orte noch den ursprünglichen Maori Namen behalten und viele Schilder sind bilingual gehalten. Trotzdem ist eine tiefe Spaltung der Gesellschaft in englischstämmige Einwohner und Maoris nicht zu übersehen. In den letzten 20 Jahren wurde eine Annäherung versucht, Maori in der Schule wieder gestärkt und dieser kulturelle Teil in der Gesellschaft wieder mehr in die Mitte gerückt, wie ich am Waitangi- Day, dem Tag der Vertragsunterschrift zwischen Maori Anführern und englischen Einwanderern im Jahre 1840, gelernt habe. Wie viel davon allerdings in den Köpfen der Menschen auch angekommen ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Naja, als Nicht-Kiwi kann ich das Ganze ja auch interessiert von außen betrachten. Dass ich Deutsche bin (wie ungefähr jeder 3. Tourist hier) fiel hier natürlich auch schnell auf. Mein fehlender neuseeländische Pass wurde mir fast bei einem Einkauf einer kleinen Flasche Wein zum Verhängnis, als die Verkäuferinnen meinen deutschen Personalausweis nicht als Ausweisdokument akzeptierten und ich (mal wieder) für unter 25 bzw. Unter 18 gehalten wurde. Trotz aller Diskussionen musste ich schließlich zum Auto trotten und meinen Reisepass holen, damit ich für alt genug für 150ml Wein befunden werden konnte...alles fürs gute Kürbis-Risotto.


Heute ist meine Aufenthalt zu Ende und ich kann das Resümee ziehen, dass dieses Land eins der am leichtesten zu bereisende auf meiner bisherigen Reise war, mit vielen Annehmlichkeiten, recht kurzen Strecken, netten Leuten und, wenn man mal von den Hauptrouten ankommt, nicht nur sehr schöner, sondern auch ungestörter Natur.