Auf welche Annehmlichkeiten ich mich freue

Es ist jetzt fast 4 Monate her, seitdem ich Deutschland verlassen habe und damit vieles, was ich im Alltag für selbstverständlich nehme. Jetzt, kurz bevor ich den ersten Teil meiner Reise abschließe und wieder in die Welt der Industrieländer zurückkehre, möchte ich ein kleines Fazit über das ziehen, worauf ich mich freue.

Ih sitze gerade im lauten und drängeligen Jakarta in einem Starbucks (richtiger Kaffee und A/C mussten mal sein) und höre hier Jingle Bells im Hintergrund laufen...aber was man alles auf sich nimmt, um 36°C zu entfliehen.

Also auch hier ist die Globalisierung angekommen, fast überall ist (4G) Internet verfügbar und Produkte aus aller Welt zu kaufen und ich kann sicher nicht alle Länder, die ich besucht habe, über einen Kamm scheren.

Aber einige Sachen haben sich doch meist wie ein roter Faden durchgezogen:

1. Ich freue mich auf Toilettenspülungen. Das mit der Schippe im Eimer daneben mag eine Lösung sein und das Wegwerfen des Papiers in Eimer, aber sicher keine, die ich vermissen werden. Noch weniger vermissen werde ich die Hocktoiletten, bei denen man sich danach am besten gleich die Beine mit abgespült, wenn man es überhaupt ganz runter geschafft hat, denn mit 1,77m bin ich offiziell zu groß für die meisten dieser Toilettenkabinen. Nicht einmal ist es passiert, dass meine Knie beim Hinhocken vorne an die Fliesen kamen und mein Hintern hinten...so viel Ehrlichkeit muss sein.

2. Wir bleiben bei der Größe....hier kann ich richtig große Menschen endlich verstehen, denn hier hab ich mich auch als solcher gefühlt. Ob in öffentlichen Verkehrsmitteln, in denen ich den Kopf einziehen musste oder in der lokalen Airline, wo sich sogar die Stewardess bei mir entschuldigte, weil ich Schwierigkeiten hatte, meine Beine zu platzieren.

3. Auf dem Bürgersteig (sofern einer existiert) geradeausschauen zu können, ohne Angst zu haben, in ein Loch zu fallen. Die meisten Straßen in den Ländern hier, sind ohne Bürgersteig ausgestattet, die Menschen sind viel auf Motorrollern unterwegs oder (v.a. in den afrikanischen Ländern) im Gänsemarsch am Straßenrand. Die existierenden Bürgersteige wurden meistens über die offene Kanalisation gebaut:ein Grund mehr, Vorsicht walten zu lassen, um nicht dort drin zu enden, falls mal eine Betonplatte gebrochen/weg ist.

4. Und das betrifft jetzt vornehmlich den Monat in Indonesien: ich freue mich darauf, dass nicht mehr überall Leute Fotos von/mit mir machen wollen. Was es damit auf sich hat, weiß ich nicht wirklich. Auch in allen anderen Ländern bin ich beim Herumlaufen aufgefallen, aber das hat sich eher in Grußworten und Hintererrufen oder dem ein oder anderen Heiratsantrag geäußert. Manchmal habe ich mich gefühlt, wie ein Dorfbewohner, der alle anderen Leute nicht mehr erkennt. So freue ich mich, wieder untertauchen zu können.

5. Kein Import von Sonnenmilch mehr nötig: ich bin ja sicher nicht die Sonnenanbeterin vor dem Herrn, aber um Sonnenbrand zu vermeiden, wurden mir von diversen Reisebegleitern Ladungen an Sonnenmilch mitgebracht (Danke nochmal dafür). Und das, weil hier in Asien keine Sonnenmilch ohne "Lightening effect" erhältlich ist...heller als ich sowieso schon bin, möchte ich nun auch nicht werden.



Ich könnte jetzt noch weiter schreiben, über wuseligen Verkehr oder kalte Duschen, aber eigentlich liebe ich es ja, meine Komfortzone zu verlassen, mich in solche Umgebungen zu begeben, die Menschen kennenzulernen und von ihnen zu lernen und damit mal wieder die vielen großen kleinen Problemchen zuhause zu relativieren und mir vor Auge zu halten, welcher Luxus für mich sonst selbstverständlich ist.

Es war sicher nicht das letzte Mal mit "Bucket shower" (in Deutschland brauchen wir dafür die Ice bucket challenge)...